Lommersdorf, 13.12.2006

Weiterbau der Bundesautobahn A 1 zwischen dem derzeitigen Autobahnende bei Blankenheim und der Anschlussstelle Daun zur A 48

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit über 30 Jahren stockt der "so genannte Lückenschluss" wegen der in den beiden Teilabschnitten Blankenheim - Adenau und Adenau - Kelberg vorherrschenden Naturschutzproblematik. Das Bauvorhaben tangiert die Ahr und ihre Nebengewässer. Mit über 18 Mio DM öffentlicher Gelder, davon 75 % Bundesmittel , wurde die Renaturierung der Ahr und und ihrer Zuflüsse gefördert und ist inzwischen FFH-Gebiet. Das Ahrgebirge ist Vogelschutzgebiet von europäischer Bedeutung und soll beidseits der Ahr durch die vorgesehene Linienführung durchtrennt werden. Es ist die Heimstatt vieler auf der Roten Liste der EU stehender Vogelarten, die vom Aussterben bedroht sind. Darüber hinaus ist im Gebiet der künftigen Trasse im Teilabschnitt Adenau - Kelberg die Trinkwasserversorgung eines Großteils der Gemeinden im Ahrtal betroffen, bedingt durch die Querung eines Zuflusses zum Quellgebiet Nohner Kalkmulde. Der Streckenabschnitt Adenau - Kelberg wurde im Frühjahr 2002 und der Streckenabschnitt Blankenheim - Adenau im Frühjahr 2003 offen gelegt. Weitere Verfahrensschritte, z.B. der Erörterungstermin stehen für diese beiden Teilstücke noch aus. Für die meisten weiteren Bauabschnitte besteht seit längerem Baurecht. Die Realisierung wurde jedoch bisher wegen fehlender Mittel, wahrscheinlich bedingt durch die bis heute noch ungeklärten Fragen in den zuvor genannten Teilabschnitten, relativ restriktiv gehandhabt. Nun glauben die zuständigen Stellen, die mit dem Weiterbau der A 1 betraut sind, den Stein der Weisen gefunden zu haben, indem sie die bereits gebildeten Streckenabschnitte nochmals trennen, in Abschnitte, von denen man ausgeht, dass sie leichter zum Baurecht zu führen sind und dem Rest, dem FFH- und Vogelschutzrichtlinie konträr gegenüber stehen.

Es ist nicht die Absicht der BI, mit diesem Brief den Bundesrechnungshof als Schiedsrichter in Bezug auf die Einhaltung von Naturschutzbelangen anzurufen. Wir sind jedoch der Meinung, dass es sehr wohl Sache des Bundesrechnungshofes ist, wenn mit Millionenaufwand Teilstücke gebaut werden sollen, die ökonomisch keinen Sinn machen, solange nicht über den gesamten Streckenabschnitt Planungssicherheit besteht. Es handelt sich hier um das Teilstück Blankenheim - Lommersdorf (bisher Teil des offen gelegten Streckenabschnitts Blankenheim - Adenau). Das Teilstück Blankenheim - Lommersdorf würde ohne Nutzen im Feld vor dem Örtchen Lommersdorf enden. Der internationale Durchgangsverkehr würde wie bisher in Blankenheim ( ohne Alternative) weiterhin auf der B 51 in Richtung Luxemburg fahren. Selbst Sprudellaster aus Richtung Gerolstein werden die neue Auffahrt Lommersdorf in Richtung Euskirchen wahrscheinlich nicht benutzen, da sie keinen Zeitgewinn bringen wird gegenüber der bisherigen Auffahrt Blankenheim. Der Europäische Gerichtshof hat im September diesen Jahres in einem Verfahren gegen den Freistaat Bayern in Bezug auf den Bau der A 94 (mit gleicher Problematik wie bei der A 1) den Naturschutzbelangen Vorrang gegeben und den Autobahnbau gestoppt. Auf dem Hintergrund, dass selbst die Planer sich der Schwierigkeiten bewusst sind, für die ökologisch wertvollen Teilstücke der Trasse Baurecht zu erlangen, muß kritisch hinterfragt werden, ob es Sinn macht, Millionen in den Sand zu setzen, zumal an anderer Stelle das Geld fehlt.

Wenn Sie sich der Sache annähmen, wäre es gut für Ihr Image. Der Bundesrechnungshof könnte vorbeugend agieren und Steuergelder einsparen, anstatt im Nachhinein den Behörden verschwendete Millionen vorzuwerfen.

Hochachtungsvoll

gez. H. Sigel

(Vorsitzende)

Anlage
Zeitungsmeldung "A 1-Lückenschluss mit Tücken"
Infoblatt der BI vom Oktober 2006